Modellbahn
  Beiträge WR-100-IIa
 

 

 1.1 Die Geschichte der Kleinlokomotiven !

1.2 Die Geschichte der Prototypen !

1.3 Daten der WR-100-IIa / IIa-01 !

1.4 Die Geschichte der WR-100-IIa-01-11 !


 
1.1 Die Bauart: 

Um den wachsenden Güterverkehr zu beschleunigen und der zunehmenden Konkurrenz des Lastkraftwagens zu begegnen, stellten verschiedene europäische Staatsbahnen ab 1923 Versuche mit kleinen Rangierdiesellokomotiven an. Bis dahin wurden sämtliche Rangierbewegungen im Güterverkehr auf kleinen Bahnhöfen und in Ladestellen durch die Zuglok des Nahgüterzugs durchgeführt, was die Aufenthaltszeiten verlängerte und die Durchschnittsgeschwindigkeit stark verringerte. Die Bereitstellung einer gesonderten Rangierlok für diese Bahnhöfe und Ladestellen kam auf Grund der neu entwickelten Konzepte der Rangierdiesellokomotiven die kleiner, einfacher zu bedienen und wesentlich billiger im Betrieb sowie der Neubeschaffung waren nicht in Frage. Anfang der 30er Jahre bestand auch im Deutschen Reich ein großer Bedarf solcher Lokomotiven. Daraufhin wurde von der Deutschen Reichsbahngesellschaft ( DRG ) in Zusammenarbeit mit mehreren deutschen Lokomotivherstellern eine Einheitsbauart entwickelt, die für den Rangierdienst auf Regelspurbahnanlagen gedacht war. Dies war die Geburtsstunde der kleinen Rangierhelfer der Leistungsgruppe I und II ( Lg. I und II ). Ab 1933 wurden die Kleinloks der Lg. II ( mehr als 40 PS/29KW ) in größeren Stückzahlen von verschiedenen Herstellern gebaut. Als Antrieb dienten Diesel-(Öl-)motoren mit Leistungen von 50 - 107 PS, die Kraftübertragung erfolgte anfangs über 4-stufige Zahnradgetriebe mit nachfolgendem Rollenkettenantrieb auf beide Achsen, später wurden anstatt der mechanischen Getriebe auch Flüssigkeitsgetriebe eingesetzt. Diese Loks liefen unter der Bezeichnung Kö II. Nach Ende des Zweiten Weltkrieges war nur ein Bruchteil der einst vorhandenen Kleinloks einsatzfähig. Eine große Anzahl der Maschinen, überwiegend Loks der Kriegsschauplätze im Osten gingen während des Krieges verloren oder wurden irreparabel zerstört, wobei Informationen heute nicht mehr vorhanden sind. Einige Lokomotiven verblieben auch im Ausland. Der große Bedarf an Rangierlokomotiven nach Kriegsende veranlasste im Westen wie im Osten die sich neu bildenden Bahngesellschaften zur Neubeschaffung der Einheitskleinloks der Lg II. Bereits 1948 entschied sich die Staatsbahn in Westdeutschland für eine Beschaffung von insgesamt 736 Loks, die als Köf 6100 – 6835 bezeichnet von 1948 bis 1965 ausgeliefert wurden. Durch die langen und individuellen Entwicklungen der Lokomotiven der Leistungsgruppe II kamen diese Loks in den unterschiedlichsten Ausführungen und Ausstattungen zum Einsatz. Abhängig von Hersteller, Motor- und Getriebevarianten, bis hin zu diversen Modifizierungen, hat ( fast ) jedes dieser heute noch existierenden Exemplare ihr eigenes Erscheinungsbild. Die Länge über Puffer ( LüP ) reicht zum Beispiel von 6045 mm bis 7830 mm ( typisch 6450 mm ), Motorisierungsvarianten von 80 PS bis 125 PS sind anzutreffen. In den 1980er Jahren waren noch zahlreiche Köf II bei DB und DR in Dienst gestellt ( zum Teil über 50 Jahre alte Maschinen DB 323 412 und 323 415 waren eine Zeit lang älteste Lokomotiven der Deutschen Bundesbahn ), dazu eine Handvoll batteriebetriebener Kleinloks. Bei der Deutschen Bahn AG ist seit 1999 keine Köf II mehr im Einsatz. Zur Freude vieler Eisenbahnfans versehen aber auch heute noch einige dieser Loks bei verschiedenen Bahngesellschaften oder bei Privatbahnen und Eisenbahnvereinen sowohl im regulären als auch Museumsbetrieb zuverlässig ihren Dienst.

Kleinlokomotive

 

1.2 Der Prototyp: 

Die für zivile Zwecke entwickelten Kleinlokomotiven der Leistungsgruppe II fanden auch als Prototypen Verwendung im Zweiten Weltkrieg. Die Generaldirektion der Ostbahn (Gedob) forderte auf Drängen der Heeresgruppe Süd im Nordteil der südlichen Ostfront im Frühjahr 1941 eine schnelle Umsetzung zur Entwicklung eines leistungsfähigen Prototyps der auf den Grundsätzen der Lokomotiven der Leistungsgruppe II für den Einsatz in den von der Wehrmacht besetzten Gebieten basieren sollte. Schwerpunkt der Hauptanforderungen waren, eine gesteigerte Zugkraft bei annähernd gleichbleibender Achslast, und der störungsfreie Betrieb bei Wintereinsatz. Schon im Spätsommer 1941 stellte die Maschinenfabrik O&K (Orenstein und Koppel) die erste Lokomotive mit der Bezeichnung WR-100-IIa der Gedob und der DRG vor. Nach kurzer Erprobung des Prototyps im Winter 1941-42 wurde die Freigabe zur Auslieferung an die Truppenteile der Wehrmacht durch das Heereswaffenamt (HWA) erteilt. Die ersten Maschinen wurden Mitte 1942 ausgeliefert. Der von O&K eingesetzte 8-Zylinder-Deutz-Motor des Typs A8M324 mit 300 PS ( von der Deutschen Maschinenfabrik ( DEMAG ) weiterentwickelte Motor der WR 360 C12 ) erfüllte die Anforderungen zufriedenstellend. Die bei O&K gefertigten Einheiten ( WR-100-IIa 1-8 / WR-100-IIa-01 9-16 ) kamen aber durch die sich bekannte Entwicklung des Zweiten Weltkrieges nicht mehr zur Auslieferung. Einige wenige dieser Loks haben den Krieg gut überstanden, beschädigte Maschinen wurden teilweise wieder aufgearbeitet. Mangels Rangierlokomotiven der Leistungsklasse des Prototyps wurden zu Beginn der 50er Jahre diese Loks nach der Grundkonzeption von 1941 in einigen Werken wieder nachgebaut. Die Gesamtsauflage betrug bis Mitte 1951 ca. 42 Stück. Die in Kriegszeiten beim Personal beliebte verlängerte Kabine mit Schlaf und Schutzeinrichtung für zwei Personen, konnte bei den neu gefertigten Einheiten auf Grund des verlängerten Achsstandes von 1700 mm und den in einer gepanzerten Grube vor der hinteren Achse liegenden Bedieninstrumenten nicht geändert werden. Nach einigen kleineren ohne, dann aber im Herbst 1951 einem großen Rangierunfall mit Personenschäden wurde die Fertigung neuer Maschinen Ende Februar 1952 eingestellt. Die “Z“ Stellung aller noch im Einsatz befindlicher Maschinen erfolgte aber bereits am 29.12.1951. Die Motoren der noch nicht fertiggestellten Lokomotiven fanden in den Gattungen der ehemaligen Kriegslokomotiven WR-360 C12 / WR-360 C14 langer Radstand ( V 36 ) eine neue Verwendung. Den “Z“ gestellten Maschinen entfernte man die Motoren als Ersatzteilspender und verschrottete sie anschließend. 

1.3 Daten der WR-100-IIa / WR-100-IIa-01:

Achsfolge B 
Reibungslast 19,2 Mp 
Länge über Puffer 8400 mm 
Dienstlast 19,2 Mp 
Gesamtachsstand 4200 mm 
Fahrmotor A8M324 
Höchstgeschwindigkeit 45 km/h 
Leistung 300 PS 
Anfahrzugkraft 7,2 Mp 
Kraftstoffvorrat 560 Liter


1.4 Die Geschichte der WR-100-IIa-01-11:

Wie den Beiträgen der WR-100-IIa zu entnehmen ist, stammt die WR-100-IIa-01-11 aus einer Serie von Kriegslokomotiven die im Zeitraum zwischen September 1941 bis Ende März 1942 bei O&k entstanden. Sie wurde unter der Fabriknummer 21500 P-01-11 gefertigt und am 16.05.1942 an das OKH - Oberkommando des Heeres, Berlin, für Haupteisenbahndirektion Mitte [Bw Minsk] ausgeliefert. Ihr erster Einsatzort war die Heeresgruppe B im Raum um Stalingrad. Weitere Einsatzorte sind auf Grund der Kriegswirren der Ostfront in dieser Zeit nicht mehr nachvollziehbar oder zu belegen. Als Beute der Roten Armee und nach Trnava (Tyrnau) [CZ] am [03.07.1945 in der ED Ölmütz [CZ] vh] registriert, verliert sich Ihre Spur am 25.10.1945. Hier scheint das Kapitel der WR-100-IIa-01-11 zu Ende zu sein. Auch die Geschichte Ihrer Schwesternloks ( Die Prototypen ) endet wie bekannt im Februar 1952. In den folgenden Jahren geriet diese einst so eigenwillige und in kürzester zeit entwickelte Konstruktion immer mehr in Vergessenheit und fiel für viele Jahrzehnte in einen Dornröschenschlaf. Durch einen glücklichen Zufall konnte Ihre Spur nach 56 Jahren wieder aufgenommen werden. Nur der Aufmerksamkeit und dem Interesse eines begeisterten Eisenbahnfreundes und Hobbyfotografen ist es zu verdanken das die Rückführung und Aufarbeitung der WR-100-IIa-01-11 möglich war. Am 02.09.2001 wurde Sie bei einer Burgenbesichtigungstour des besagten Hobbyfotografen in der heutigen Slowakei an einem Waldstück in Nähe eines größeren Staubeckens oder Auffangbeckens entdeckt und abgelichtet. Die Frage, wie die WR-100-IIa-01-11 den Weg vom damaligen ED Ölmütz ins ca. 300 km entfernte Dobšiná gefunden hat ist leider auch nicht nach langen und intensiven Recherchen nachzuvollziehen. Da sich die Bahnstrecke Červená Skala – Margecany in etwa 35 km Entfernung des Fundortes befindet verhärtet sich die Vermutung, dass Ihr letzter Einsatzort die in der Nähe liegende Stauanlage zur Energiegewinnung war. Hier wurde sie wahrscheinlich trotz Ihres betuchten Alters noch als Schotterlok eingesetzt. Ihre lange Dienstzeit und der daraus resultierende gute Zustand der Lokomotive ist sicherlich auf die brillante Konstrukteursleistung zurückzuführen die Ihr ein unter anderem schnelles Umspuren durch einen verbreiterten Rahmen mit austauschbaren Achslagern in verschiedenen Varianten ermöglichte. Nach Bildung eines Interessenkreises zur Erhaltung der Prototypen der Deutschen Kleinlokomotiven der Leistungsgruppe 2 ( IGE Köf Pro) wurde dann die Rückführung am 24.08.2003 in ein Übergangsquartier zur Restaurierung und anschließender Überstellung in ein Museum beschlossen. Nach fünf Monaten Planungs und Vorbereitungszeit trat sie dann im Januar 2004 Ihre Reise aus der Slowakei nach Nordrhein-Westfalen an. Die Restaurierung der Lokomotive erfolgte im Eisenbahnmuseum Dieringhausen bei Gummersbach. Nach einer Restaurationszeit von nur siebzehn Monaten wurde die WR-100-IIa-01-11 am 26.08.2005 in einer Feierlichen Zeremonie im Museumslokschuppen Nürnberg aufgenommen. Zwei Monate später nur, am 17.10.2005 endet wie vielen Eisenbahnfreunden bekannt durch einen Großbrand die Geschichte einer Lokomotive, die auf Grund Ihres kurzen Auftrittes auf der Bühne der Deutschen Eisenbahn und Lokomotivgeschichte nur wenig Gelegenheit bekam Ihre Stärken zu zeigen. Obwohl die WR-100-IIa-01-11 die letzte noch existierende Maschine Ihrer Art war viel sie am 02.04.2006 nach langen Überlegungen des Nürnberger Museums und der IGE Köf Pro dem Rotstift zu Gunsten anderer erhaltungswürdiger Exponate zum Opfer.
 
  Sie sind der 13128 Besucher (30899 Hits) besucher  
 
Diese Webseite wurde kostenlos mit Homepage-Baukasten.de erstellt. Willst du auch eine eigene Webseite?
Gratis anmelden